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‘bau-pläne’, Bayreuth 2015

 

Blick in die Bauhütte

Zunächst zieht ein hölzerner Kasten die Blicke auf sich. Ein Objekt von der Größe einer Hundehütte, das die beiden Künstler „Bauhütte“ nennen. Aus gebrauchtem Holz von Türen und Paletten haben die beiden diese Installation geschaffen, wichtig waren die Gebrauchsspuren: ein Objekt in praktischer Anwendung.

Mit dem „Begriff“ Bauhütte weisen Kassel und Atzl direkt auf die Ursprünge der Freimaurerei hin, ihre Wurzeln in der elitären Bruderschaft der mittelalterlichen Steinmetze hatte, der Experten also, die über das Wissen verfügten, Kathedralen zu bauen. Mit ihren „Bauhütten“ zogen sie dorthin, wo es große Aufträge gab. Die Steinmetze klopften nicht nur Stein zurecht, sie waren als Architekten und Ingenieure europaweit begehrte Fachleute – wegen ihres Wissens, das sie nicht mit Außenstehenden teilten. In die „Bauhütte“ der beiden Künstler hingegen kann man sogar hineinblicken, allerdings ohne unmittelbaren Erkenntnisgewinn: In blauem Licht schimmert da Papier. Baupläne, vermutlich, oder irgendwelche geheimen Unterlagen, so genau kann man das nicht sehen.

Einigermaßen verrätselt stellen sich die Grafiken des Gespanns dar. Auf großformatigen Ausdrucken sind diese Grafiken entstanden, es sind Kopien von – man ahnt es sogleich – Bauplänen. Nämlich denen für den Tempel der Freimaurerloge Minerva in Leipzig. Diese unterlegten Grundrisse und Entwürfe belegen den Bezug zur Freimaurerei – was bei Stefan Atzls Zeichnungen von Joseph Haydn und Leopold von Sacher-Masoch durch die Biografien der Dargestellten naheliegt. Seinen Papa Haydn stellt Atzl („Haydn war kein guter Tänzer“) in ungewohnter Umgebung und teilentblößt dar: Nur mit einem Krawattentuch und der gepuderten Perücke bekleidet, wird der Komponist von zwei üppigen Damen zum Tanzparkett geleitet. Oder vielmehr abgeführt: So hölzern und verkniffen, wie Haydn da herumstelzt, scheint er ganz den Widerspruch von Eros und Intellekt zu verkörpern. Einen Zirkel sieht man auch auf diesem Blatt, ein Symbol, das für das All, den Kreislauf aller Dinge und natürlich auch die Gemeinschaft steht: Ein Zirkel ist schließlich auch im nichtmaurerischen Sprachgebrauch ein exklusiver Kreis.

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Die Arbeiten sind manchmal plakativ, meist verrätselt, oft widersprüchlich und damit vielerlei Deutungsversuchen zugänglich. Damit stehen sie auch für die Rolle ihrer Gastgeber. Die „Bau-Pläne“ darf man somit auch als Einladung betrachten, sich auch mal wieder das großartige Freimaurer-Museum anzusehen und sich darüber zu informieren, welch wichtigen Einfluss die Loge Eleusis zur Verschwiegenheit auf die Geschichte der Stadt Bayreuth hatte.

Michael Weiser, Bayreuther Kurier

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